VW Tiguan Handbuch

Volkswagen Passat Variant Betriebsanleitung: Bremsunterstützende Systeme

Lesen und beachten Sie zuerst die einleitenden Informationen und SicherheitshinweiseEinleitung zum Thema 

Die bremsunterstützenden Systeme ESC, ABS, BAS, ASR, EDS und XDS arbeiten nur bei laufendem Motor und tragen wesentlich zur aktiven Fahrsicherheit bei.

Elektronisches Stabilisierungsprogramm (ESC)

Das ESC hilft, das Risiko einer Schleudergefahr zu reduzieren und die Fahrstabilität durch das Abbremsen einzelner Räder in bestimmten Fahrsituationen zu verbessern. Fahrdynamische Grenzsituationen wie z. B. Übersteuern und Untersteuern des Fahrzeugs oder Durchdrehen der Antriebsräder werden vom ESC erkannt. Durch gezielte Bremseingriffe oder eine Reduzierung des Motordrehmoments unterstützt das System, das Fahrzeug zu stabilisieren.

ESC hat Grenzen. Es ist wichtig zu wissen, dass ESC nicht die physikalischen Gesetze außer Kraft setzen kann. ESC wird nicht in allen Situationen helfen können, mit denen der Fahrer konfrontiert wird. Beispielsweise wird ESC nicht jedes Mal unterstützen können, wenn ein plötzlicher Wechsel der Fahrbahnbeschaffenheit stattfindet. Wenn ein Abschnitt einer trockenen Straße plötzlich mit Wasser, Matsch oder Schnee bedeckt ist, kann ESC nicht auf die gleiche Art und Weise unterstützen wie auf einer trockenen Straße. Wenn das Fahrzeug aufschwimmt (fahren auf einem Wasserfilm statt auf dem Fahrbahnbelag), ist ESC nicht in der Lage, dem Fahrer beim Lenken des Fahrzeugs zu helfen, weil der Kontakt zum Fahrbahnbelag unterbrochen ist und das Fahrzeug dadurch nicht brems- und lenkbar ist. Bei schneller Kurvenfahrt, insbesondere auf kurvenreichen Strecken, kann ESC nicht immer so effektiv mit schwierigen Fahrsituationen umgehen, wie bei geringerer Geschwindigkeit.

Immer die Geschwindigkeit und den Fahrstil den Sicht-, Wetter-, Fahrbahn- und Verkehrsverhältnissen anpassen. ESC kann nicht die physikalischen Grenzen außer Kraft setzen, die verfügbare Kraftübertragung verbessern oder das Fahrzeug auf der Fahrbahn halten, wenn das Abkommen von der Straße durch die Unachtsamkeit des Fahrers verursacht wurde. Stattdessen verbessert ESC die Möglichkeit, das Fahrzeug unter Kontrolle zu bekommen und es unterstützt in extremen Fahrsituationen auf der Straße durch Ausnutzen der Lenkbewegung des Fahrers, dass das Fahrzeug in die beabsichtigte Richtung weiterfährt. Wenn mit einer Geschwindigkeit gefahren wird, die das Fahrzeug von der Straße abbringt, bevor ESC irgendeine Unterstützung geben kann, wird ESC keine Unterstützung ermöglichen können.

In das ESC sind die Systeme ABS, BAS, ASR und EDS integriert.

Wenn in einigen Fahrsituationen kein ausreichender Vortrieb mehr erreicht wird, kann die Antriebsschlupfregelung (ASR) im Infotainmentsystem über die Taste m/b/v030MBm/b/v028MBm/b/v045MB und die Funktionsflächen m/k/n728MK und ESC-System deaktiviert werden  → Menü- und Systemeinstellungen (SETUP)  .

Ausstattungsabhängig können Einstellungen auch über die Taste m/k/a294MK im unteren Teil der Mittelkonsole vorgenommen werden  → ASR oder ESC Sport ein- und ausschalten  .

Bei einigen Modellausführungen kann zusätzlich ein Sportmodus (ESC Sport) eingeschaltet werden.

Darauf achten, dass die ASR wieder eingeschaltet wird, wenn ausreichend Vortrieb vorhanden ist.

Multikollisionsbremse

Im Falle eines Unfalls kann die Multikollisionsbremse den Fahrer dabei unterstützen, die Schleudergefahr und die Gefahr weiterer Kollisionen während des Unfalls durch eine automatisch eingeleitete Bremsung zu reduzieren.

Die Multikollisionsbremse funktioniert nur bei Front-, Seiten- und Heckkollisionen, wenn das Airbag-Steuergerät eine entsprechende Auslöseschwelle während des Unfalls feststellt und der Unfall bei einer Fahrgeschwindigkeit schneller als 10 km/h (6 mph) stattfindet.

Das Abbremsen des Fahrzeugs geschieht automatisch durch das ESC, sofern das hydraulische Bremssystem, das ESC und die elektrische Anlage beim Unfall unbeschädigt und funktionsfähig bleiben.

Folgende Aktivitäten übersteuern beim Unfall die automatische Bremsung:

  • Wenn der Fahrer das Gaspedal tritt. Es erfolgt kein automatisches Abbremsen.
  • Wenn der Bremsdruck durch das getretene Bremspedal stärker ist, als der vom System eingeleitete Bremsdruck. Das Fahrzeug wird manuell gebremst.

Antiblockiersystem (ABS)

Das ABS kann ein Blockieren der Räder beim Bremsen bis kurz vor Fahrzeugstillstand verhindern und unterstützt den Fahrer, das Fahrzeug zu lenken und die Kontrolle zu behalten. Das bedeutet, dass das Fahrzeug auch bei einer Vollbremsung weniger dazu neigt zu schleudern:

  • Das Bremspedal kräftig treten und halten. Den Fuß nicht vom Bremspedal nehmen oder die Kraft auf das Bremspedal reduzieren!
  • Nicht mit dem Bremspedal pumpen oder den Druck auf das Bremspedal verringern!
  • Fahrzeug lenken, während das Bremspedal kräftig getreten wird.
  • Beim Loslassen des Bremspedals oder beim Reduzieren der Kraft auf das Bremspedal schaltet sich das ABS ab.

Der Regelvorgang des ABS macht sich durch eine pulsierende Bewegung des Bremspedals sowie Geräusche bemerkbar. Es darf nicht erwartet werden, dass das ABS unter allen Umständen den Bremsweg verkürzt. Der Bremsweg kann auf Kies oder bei Neuschnee, auf eisigem oder rutschigem Untergrund sogar länger werden.

Bremsassistent (BAS)

Der Bremsassistent kann helfen, den Anhalteweg zu reduzieren. Der Bremsassistent verstärkt die Bremskraft, wenn der Fahrer in Notbremssituationen das Bremspedal schnell tritt. Infolgedessen wird sehr schnell der volle Bremsdruck aufgebaut, die Bremskraft verstärkt und der Bremsweg verkürzt. Dadurch wird das ABS schneller und effektiver aktiviert.

Nicht den Druck auf das Bremspedal verringern! Beim Loslassen des Bremspedals oder beim Reduzieren der Kraft auf das Bremspedal schaltet der Bremsassistent die Bremskraftverstärkung von selbst aus.

Antriebsschlupfregelung (ASR)

Die ASR verringert die Antriebskraft des Motors bei durchdrehenden Rädern und passt die Antriebskraft den Fahrbahnverhältnissen an. Durch die ASR wird selbst bei ungünstigen Fahrbahnverhältnissen das Anfahren, Beschleunigen und Bergauffahren erleichtert.

Die ASR kann manuell ein- oder ausgeschaltet werden  → ASR oder ESC Sport ein- und ausschalten  .

Elektronische Differenzialsperre (EDS und XDS)

Die EDS steht bei normalen Geradeausfahrten zur Verfügung. EDS bremst ein durchdrehendes Rad ab und überträgt die Antriebskraft auf die anderen Antriebsräder. Damit die Scheibenbremse des abgebremsten Rads nicht überhitzt, schaltet sich die EDS bei ungewöhnlich starker Beanspruchung automatisch aus. Sobald die Bremse abgekühlt ist, schaltet sich die EDS automatisch wieder ein.

Die XDS-Funktion ist eine Erweiterung der elektronischen Differenzialsperre. Dabei reagiert XDS nicht auf Antriebsschlupf, sondern auf die Entlastung des kurveninneren Vorderrads bei schneller Kurvenfahrt. XDS gibt Druck auf die Bremse des kurveninneren Rads, um es am Durchdrehen zu hindern. Damit wird die Traktion verbessert, was hilft, dass das Fahrzeug der gewünschten Spur folgt.

Warnung

Die intelligente Technik der bremsunterstützenden Systeme kann die physikalisch vorgegebenen Grenzen nicht überwinden und arbeitet ausschließlich innerhalb der Systemgrenzen. Schnelles Fahren auf eisigen, rutschigen oder nassen Straßen kann zum Verlust der Fahrzeugkontrolle und zu schweren Verletzungen des Fahrers und der Mitfahrer führen.
  • Geschwindigkeit und Fahrweise immer den Sicht-, Wetter-, Fahrbahn- und Verkehrsverhältnissen anpassen. Das erhöhte Sicherheitsangebot durch die bremsunterstützenden Systeme ABS, BAS, EDS, ASR und ESC darf nicht dazu verleiten, ein Sicherheitsrisiko einzugehen.
  • Bremsunterstützende Systeme können die physikalisch vorgegebenen Grenzen nicht überwinden. Rutschige und nasse Straßen bleiben auch mit ESC und den anderen Systemen sehr gefährlich.
  • Zu schnelles Fahren auf nassen Fahrbahnen kann dazu führen, dass die Räder den Kontakt zur Fahrbahn verlieren und aufschwimmen. Ein Fahrzeug kann nicht gebremst, gelenkt und kontrolliert werden, wenn es den Kontakt zur Fahrbahn verloren hat.
  • Bremsunterstützende Systeme können einen Unfall nicht verhindern, wenn bspw. zu dicht aufgefahren oder zu schnell für die jeweilige Fahrsituation gefahren wird.
  • Obwohl die bremsunterstützenden Systeme sehr wirksam sind und in schwierigen Fahrsituationen helfen, das Fahrzeug zu kontrollieren, immer bedenken, dass die Fahrstabilität von der Haftung der Reifen abhängt.
  • Beim Beschleunigen auf glatter Fahrbahn, bspw. auf Eis oder Schnee, vorsichtig Gas geben. Auch mit bremsunterstützenden Systemen können Räder durchdrehen, was zum Verlust der Fahrzeugkontrolle führen kann.

Warnung

Die Wirksamkeit von ESC kann maßgeblich reduziert sein, wenn andere Komponenten und Systeme, die die Fahrdynamik betreffen, nicht ordnungsgemäß gewartet wurden oder nicht funktionsfähig sind. Dies bezieht sich auch, aber nicht nur auf die Bremsen, Reifen und andere zuvorgenannte Systeme.
  • Immer daran denken, dass Umbauten und Veränderungen am Fahrzeug sich auf die Funktion von ABS, BAS, ASR, EDS und ESC auswirken können.
  • Änderungen an der Federung des Fahrzeugs oder der Einsatz von nicht frei gegebenen Räder-Reifen-Kombinationen können sich auf die Funktion von ABS, BAS, ASR, EDS und ESC auswirken und ihre Wirksamkeit reduzieren.
  • Die Wirksamkeit von ESC wird ebenso festgelegt durch einen geeigneten Reifen  → Räder und Reifen  .

Nur wenn alle 4 Räder gleich bereift sind, kann das ESC bzw. die ASR störungsfrei arbeiten. Unterschiedliche Abrollumfänge der Reifen können zu einer unerwarteten Reduzierung der Motorleistung führen.

Bei einer Störung des ABS fallen auch ESC, ASR und EDS aus.

Bei Regelvorgängen der beschriebenen Systeme können Betriebsgeräusche auftreten.

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